Pilgerbericht 3. Etappe Thüringen
Unsere 3. Pilgertour führte nach Apolda – dem Ort "wo viele Äpfel wachsen".
Tatsächlich - schon an Bahnhof finden wir einen überdimensionierten Kunststoff-Apfel. In regelmäßigen Abständen säumen sie den Weg quer durch die Stadt. Von den jeweiligen Sponsoren sind sie bunt und kreativ bemalt. So können wir unser Ziel gar nicht verfehlen.
Desweiteren leitet ein symbolischer roter Faden die Besucher – ausgeführt in gestrickten oder gehäkelten Blüten. Diese erinnern an die Strickwaren-Betriebe der Stadt.
Eine weitere Tradition Apoldas ist die Glockengießerei. Wir finden Erzeugnisse aus den hiesigen Werkstätten auf einer Grünfläche hinter dem Museum. Stumm liegen sie auf dem Rasen, doch im neugestalteten Paulinenpark nebenan jubilieren die Vögel.
Unweit davon befindet sich eine offene Kirche. Sie wurde erst 1894 eingeweiht und trägt von Beginn an Luthers Namen. Wir treten ein und versammeln uns zu einer kurzen Andacht.
Der Altarraum und das Kirchenschiff sind saniert und den "Winterkirchen-Raum" gab es vor 5 Jahren noch nicht. Nachdem uns die Pastorin den Segen erteilt hat, bekommen alle einen Stempel in den Pilgerpass. Einige steigen dann zur Aussichtsplattform im Turm und erleben "ohrennah" den Klang der Glocken um 11 Uhr. Andere besuchen derweil den neuen Kräutergarten hinter dem Gotteshaus.
Gemeinsam geht es nun weiter – direkt auf dem Lutherweg – über den Marktplatz zum Gelände der Landesgartenschau an der Herressener Promenade. Auch dieses Areal kennen einige Pilger bereits von der August-Etappe 2012.
Doch wie hat es sich verändert! Aus einer Allerweltsallee mit zwei Teichen, Bäumen, Sträuchern und Bänken ist ein weitläufiger Paradiesgarten entstanden. Und mitten darinnen Gottes Gartenhaus – ein kreuzförmiger Pavillon. Ringsum im Kirchhof Pflanzen aus der Bibel und aus Klostergärten. Nebenan auf einer Wiese eine Kreuzskulptur aus Holz und ein Glockenstuhl mit einem einzelnen Klangkörper. Täglich um12 Uhr wird geläutet und zur Mittagsandacht eingeladen, so wie jetzt. Die diensthabende Pastorin empfängt uns und weitere Besucher freundlich; in Liedern und im Gebet loben wir den Herrn für all seine wunderbaren Schöpfungs-Gedanken, die wir ringsum sehen, hören, riechen, fühlen können.
Brot und Früchte aus Gottes Garten lassen wir uns im Anschluß schmecken. Wir blicken auf den Friedensteich und genießen die Sonne und die Gemeinschaft miteinander. Dann ist Zeit für individuelle Wege. Es gibt so viel zu entdecken – mit Frühlingsblumen bestückte Rabatten, ein reiches Angebot an Dalien-Knollen zum Kauf, eine riesige Solarblume. Eine Halle ist mit floralen Objekten gestaltet,und der ganze Park mit diversen Kunstwerken verziert. Es gibt einen Klima-Pavillon, mehrere dekorative Schaugärten und Beispiele für kreative Grabgestaltung. Wein von Saale und Unstrut kann verkostet werden (tun wir), originelle Bänke laden zum Verweilen ein (nutzen wir). Die Freude an Gottes Schöpfung durchzieht die ganze Anlage, die ganze Stadt und unsere Herzen.
Auch als dunkle Regenwolken aufziehen und uns zum Aufbruch drängen, kann dies den Zauber dieses Samstags nur äußerlich trüben. Hierzu passt ein weithin bekannter Ausspruch Martin Luthers: "Und wenn morgen die Welt untergeht, so würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen." Genau dies wollen wir später im Jahr noch tun. Jetzt verabschieden wir uns bis zum nächsten Mal – in Eisenach, in Apolda oder anderswo.
Steffen Rödiger
PS. Wer Lust bekommen hat, kann die Landesgartenschau noch bis zum 24.09.2017 entdecken.