Pilgerbericht 7. Etappe in Thüringen
7.Etappe: Pößneck – Kleindembach 09.09.2017
Pößneck ist eine Stadt mit vielen Gesichtern. Sie streckt sich in einem Tal und klettert beiderseits die Hänge hinauf. Der Marktplatz bildet eine schiefe Ebene. Rings um die kopfsteingepflasterte Ortsmitte gibt es repräsentative Gebäude aus vergangenen Zeiten. Viele erstrahlen in neuem Glanz, andere verharren noch im Dornröschenschlaf.
Pößneck ist eingebettet in Wiesen, Felder und Wälder; und im Zuge der Landesgartenschau 2000 wurde auch innerhalb der Stadt ein grüner Gürtel angelegt. Und Pößneck hat zwei separate Bahnhöfe.
Als wir vom unteren zur Bartholomäuskirche laufen, können wir manchen markanten Gesichtszug entdecken. I
n der altehrwürdigen Stadtkirche erwarten uns Pfarrer Reichmann – und etwa 25 Konfirmanden aus mehreren Kirchgemeinden. Gemeinsam feiern wir die Morgenandacht – singen, beten und gedenken dem verstorbenen erste Präsidenten der Deutschen St. Jakobus-Gesellschaft, Dr. Robert Plötz. Im Anschluss können die Jugendlichen Fragen zur Pilgerfahrt stellen – und nutzen diese Gelegenheit. Eine der spannendsten Fragen lautet: "Warum macht man das?" Wir bieten unsere unterschiedlichen Antworten dar.
Danach begeben sich die jungen Leute ins Gemeindezentrum zum weiteren Konfi-Unterrricht. Wir Pilger bekommen von Pfarrer Reichmann eine Kurzführung durch die Geschichte des Gotteshauses und einen weiteren Stempel in unsere Pilgerpässe. Dann verabschieden wir uns und ziehen los.
Die heutige Strecke ist recht kurz, wir brauchen nicht zu eilen. Doch beim Köstitzer Dorffest können wir leider auch nicht verweilen, dazu ist es zu früh. Außerdem treiben am Himmel dunkle Wolken heran. Also weiter! Am Ortsende müssen wir durch eine größere Straßenbaustelle navigieren. Dann sind wir raus aus der Stadt und laufen an einem großen Maisfeld entlang. Kurz vor Schweinitz werfen die Wolken ein paar Tropfen herab. Doch da wartet eine "Waldschänke", unter der wir alle Platz und Schutz finden. Nun wird gegessen, getrunken und geplaudert. Nach der Rast erreichen wir in wenigen Minuten unser nächstes Ziel.
Das kleine Kirchlein von Schweinitz liegt, umgeben von großen Gehöften auf einem weitläufigen Dorfanger. Der Ort ist sehr klein, die hiesige Kirchgemeinde zählt gerade 17 Glieder. Drei von ihnen empfangen uns und stellen ihren wertvollen Schatz vor – einen Schnitzaltar vom Beginn des 16. Jahrhunderts. Staunend betrachten wir dieses Kunstwerk des Glaubens und freuen uns über die Entdeckung. Auch die Gastgeber freuen sich über unseren Besuch. Am Abend erwarten sie weitere Gäste zur "Nacht der offenen Kirchen". Sie hoffen auch auf Mittel zur Sanierung des Kirchengebäudes. Es möge ihnen vergönnt sein, und unsere Spenden ein kleiner Anfang.
Als wir uns verabschieden kommt die Sonne hervor und mit neuem Schwung geht es durch ein kleines Wäldchen. Schon ist der nächste Ort erreicht. In den Gärten wetteifern Astern, Dahlien und Hibiskus, Weinreben und letzte Tomaten. Die Dorfkirche von Kleindembach ist ähnlich groß wie die vorherige. Von außen gewöhnlich, im Inneren schlicht – so stellen wir fest, nachdem Herr Horn uns aufgeschlossen und begrüßt hat. Aber um uns leuchten helle Farben und auch Herr Horn füllt mit seiner Begeisterung für den Glauben den Raum mit Leben. Es ist eine Freude, hier zu verweilen und Andacht zu halten. Das Kleinod dieser Kirche ist erst zu sehen, als wir die Empore hinaufsteigen – Reste eines großflächigen Wandbildes, das den Hl. Christophorus und das Jesuskind zeigt. Welch schöner Abschluß dieser Pilgerwanderung! Wir danken unserem Gastgeber, wandern zum Bahnhof und reisen reich beschenkt nach Hause.
Steffen Rödiger